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Modest Mussorgski – Liederzyklus “Ohne Sonne” [in russischer Sprache] – LIVE

Zur Abwechselung mal wieder “richtige” Klassik, diesmal: Modest Mussorgski (1839 – 1881). Am Klavier: Demian Ewig  –  Songtext/Lyrics: Liederzyklus: Ohne Sonne. (Aus dem Russischen übersetzt von Hans Schmidt)

I In den vier Wänden.

Klein enges Zimmerlein,
nirgend ein Lichtesschein,
Nacht es ringsum erfüllt,
tief es in Dunkel hüllt.

Schlummer das Lager flieht,
Kummer kein Ende sieht,
ruhlos das Herze schlägt,
Hoffnung sich kaum noch regt.

Langsam nur schleicht die Zeit,
Morgen noch weit, so weit!
Sorgen, stets lastende,
Zweifel nie rastende.

Furchen in Gram die Stirn,
martern mit Qual das Hirn,
also verstreicht die Nacht,
einsam in Leid verwacht.

II Nicht nahmst du mich wahr.

Nicht nahmst du mich wahr in der Menge,
obgleich wir einander so nah;
doch mir ward im Herzen es enge,
als plötzlich ich vor mir dich sah!

Ob bald du auch wieder entschwunden,
ein Sehen nur war es im Flug,
heiß brannten aufs neu mir die Wunden,
die einst deine Liebe mir schlug!

III Zu Ende ging der lange Tag.

Zu Ende ging der lange Tag,
und stille ward sein lautes Treiben.
Still alles.
Maiendämmernacht umfängt die Stadt mit holdem Schlummer.
Doch meine Augen flieht der Schlaf,
und in vergangner Tage Buche durchblättert die Erinnerung entschwundner Jahre Lebensseiten.
Als ob aufs neu das Gift ich sog
der alten Frühlingstraumgesichte, fühl ich im Busen neu erstehn das alte Wähnen, Hoffen, Sehnen.
Weh mir! Gespenster sind es all!
Mich ekelt an ihr hohles Wesen;
ihr falsches Tun, ihr Lug und Trug hat über mich die Macht verloren.
Ein Schatten nur von all den Schatten
erschien mir wahre Liebe atmend,
die Freundin war’s der Jugendzeit.
Sie neigte tief sich zu mir nieder,
und froh gab ich die Seele mein
ihr hin in einer stummen Träne,
die ungesehen, Glückbeladen,
ich lange schon in mir verschloß.

IV Umsonst.

Umsonst. Es ist dein Los zu leiden,
weil stets bisher dein Herz noch schwieg.
Denn keine Heimkehr ohne Scheiden,
wie ohne Kämpfe nie ein Sieg.

Laß ab, laß ab, der Liebe Wort zu lauschen
mit einem Busen leer und tot,
und lügnerischen Gruß zu tauschen
wo echtes Fühlen dir sich bot.

Verzicht‘! Schließ‘ deine Lebensreise,
wie sie dir vorgezeichnet hier,
vergieß dein Herzblut tropfenweise,
und stirb sodann und Gott mit dir, und Gott mir dir!

V Elegie.

Im Nebel träumt die Nacht.
Ein einz’ger stiller Stern blickt einsam durch den Dunst der Wolken erdwärts nieder.
Es läuten leise her von fern die hellen Glöckchen der Herde, die am Waldsaum grast.

Wie nächtliches Gewölk,
das Dunkel noch vermehrend,
ziehn trüb mir durch den Sinn
schwermütige Gedanken;
Erinn’rung jungen Glücks,
mir einst so teuer ach!
und nun schon längst dahin,
dahin auf immerdar.
Reue ihr Erbteil blieb
und Tränen…

Ins Uferlose hin schweift so des Denkens Flug,
täuscht bald mir vor geliebter Züge holdes Bild,
und weckt mir in der Brust aufs neu
viel süße Träume;

bald ruft es laut mir wach,
der Finsternis sich einend,
Gefahren, die mir drohn,
und schreckt den bangen Geist.
Und ferneher ertönt
des Lebens dumpfer Hall,
der Menge mitleidlos
feindseliges Gebaren,
des Alltags Nichtigkeit
und all sein leeres Treiben.

Und endlich dann der Tod…
Der Stern am Himmelszelt,
gleich wie von Scham erfasst, erbleicht,
verbirgt sein Angesicht in freudelosem Dunkel.
Wie meine Zukunft auch
sich birgt in finstrem Schweigen.

VI Auf dem Flusse.

Träumender Mondenschein, blitzende Sternelein
Spiegeln vom Himmel im klarblauen Wasser sich.
Schweigend versenk‘ ich den Blick in die tiefe Flut.
Süße Geheimnisse ahnt meine Seele dort.
Rieselt und raunet so kosend, so schmeichlerisch.
Holdsel’ge Wunder ihr Flüstern zu künden scheint.
Weise Erwägung und sinnlose Leidenschaft
ruft mir aus tiefem Grund seltsames Rauschen zu,
schmeichelnd, erschreckend und weckend den Zweifel mir.
Heißt sie mich lauschen ihr? Könnt von der Stelle nicht;
heißt sie mich fliehn? Eilte fort ohne Zögern ich.
Ruft hinab sie mich gar? In die Arme ihr stürzt ich mich!…

 

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